Der Reparatur-Index und das Elektrogesetz – Teile eines Ganzen?
Im Gegensatz zum deutschen Elektrogesetz und der WEEE-Richtlinie ist der Index nur auf die Reparierbarkeit fokussiert. Weitere wichtige Aspekte wie die Recyclingfähigkeit oder die Entsorgung von Altgeräten, die im Elektrogesetz geregelt werden, finden bei dem Index keine Berücksichtigung. Auf der anderen Seite bleibt die Möglichkeit zur Reparatur beim deutschen Gesetz außen vor, obwohl es durchaus sinnvoll wäre, die Reparierbarkeit mit einzuschließen.
Welches Ziel wird mit dem Index in Frankreich verfolgt?
Zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Gesetzes, auf dem der Index basiert, wurden in Frankreich lediglich 40 Prozent der Elektrogeräte repariert. Die überwiegende Mehrheit von Geräten wurde also als Schrott entsorgt. Der Index soll dazu beitragen, das Bewusstsein von Kunden für Nachhaltigkeit bei ihren Kaufentscheidungen zu steigern, was wiederum Auswirkungen auf die Hersteller der Produkte hat. So können Konsumenten und Produzenten dazu gebracht werden, sich für den Kauf beziehungsweise die Entwicklung von Geräten mit einem hohen Index zu entscheiden, was dem Umweltschutz zugutekommt. Auch wertvolle Ressourcen wie Cobalt und Aluminium können dadurch gespart werden. Die Regierung in Frankreich plant, den Anteil der reparierten Geräte innerhalb von fünf Jahren auf 60 Prozent zu steigern.
Was deckt der Reparatur-Index ab? 5 Faktoren, die entscheiden
Der Reparatur-Index wird anhand von fünf Faktoren berechnet, die einen Einfluss auf die Reparierbarkeit des Geräts haben. Dazu gehören die Einfachheit der Demontage (1), die zum Beispiel davon abhängt, ob die Einzelteile durch Schrauben befestigt sind oder verklebt wurden. Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen (2) ist ein weiterer Faktor, der sich auf die Nachhaltigkeit des Produkts und damit auch auf den Index auswirkt.
In diesem Zuge wird auch der Preis für Ersatzteile (3) berücksichtigt, denn wenn diese mehr kosten als ein neues Gerät, ist die Reparatur unattraktiv. Auch die Qualität der Dokumentation (4), also beispielsweise ihre Vollständigkeit und Verständlichkeit, können den Index verbessern oder verschlechtern. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, als fünften Faktor produktspezifische Eigenschaften (5) in die Bewertung einfließen zu lassen.
Ist der Index ein Beispielmodell für Deutschland und die EU?
Der Index ist auf den ersten Blick eine geniale Idee, um Endverbrauchern die Entscheidung für reparierbare und damit nachhaltige Produkte zu erleichtern. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch feststellen, dass einige der vorgenannten Faktoren nur Momentaufnahmen darstellen, die die Bewertung verzerren können.
Für den Index wird zwar die Verfügbarkeit von Ersatzteilen zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens berücksichtigt, es wird jedoch nicht beachtet, wie viele Jahre der Hersteller die Ersatzteile vorhält. Kunden können dem Label daher nicht blind vertrauen, sondern müssen genau prüfen, ob die Teile auch nach Ende der Gewährleistungszeit noch zur Verfügung gestellt werden. Wenn diese und vergleichbare Schwachstellen verbessert werden, könnte der Reparatur-Index auch hierzulande von großem Nutzen sein.